Längst vorbei sind die Zeiten, als Urlauber vorwiegend zwischen unterschiedlichen Pauschalreiseangeboten auswählen konnten. Heute können Reisen ganz individuell zusammengestellt werden: Flug mit viel Gepäck, aber ohne festgelegten Sitzplatz; Hotels werden individuell ausgewählt, Ausflüge verschiedener Anbieter kombiniert und ein eigenes Taxi für den Transfer gebucht usw. Diese Wahlfreiheit bedeutet einen wachsenden Aufwand in der Verbuchung, unabhängig davon, ob sie im Reisebüro vor Ort oder online erfolgt. Denn egal, über welchen Kanal die Reisebausteine gebucht wurden – am Ende müssen alle Leistungen sauber verbucht, verändert oder auch wieder storniert werden können. Diese Verbindung zwischen der Kundenschnittstelle und dem Backoffice schafft die sogenannte Midoffice-Software. Sie sammelt die unterschiedlichsten Buchungsdaten und verarbeitet diese so, wie es beispielsweise die Finanzbuchhaltungssoftware benötigt.
Dauerhafte Lösung
Midoco wurde im Jahr 2005 gegründet, um diese neuen Herausforderungen in der Reiseindustrie zu lösen. Gegründet von einem Team, das die Branche und bestehende Lösungen kannte, hat sich das Unternehmen schnell zum Markt- und Technologieführer in Zentraleuropa entwickelt. Dabei wird Midoco nicht nur im Urlaubs-, sondern auch im Geschäftsreisesegment eingesetzt. Über 25.000 Nutzer arbeiten täglich mit dem System, über das jährlich u.a. über 7 Mio. Airline-Tickets verarbeitet werden. Das sichert die starke Positionierung mindestens auch mittelfristig. „Die ‚Postbooking‘-Software ist systemkritisch für die Geschäftsprozesse der Midoco-Kunden. Wenn die Midoco-Software einmal installiert wurde, wird sie in nahezu 100% der Fälle nicht mehr ausgetauscht“, erläutert Tim Feld, Teamleiter und Mitglied der Geschäftsleitung bei VR Equitypartner. Der Eigenkapitalinvestor ist seit November 2023 an Midoco beteiligt.
Angebotsdiversifikation
Für VR Equitypartner war das aber nur ein Grund, sich für Midoco zu begeistern. „Persönlich kenne ich das Unternehmen schon seit dem Jahr 2016“, erzählt Feld. „Die Weiterentwicklung von Midoco war ganz bemerkenswert. Kein Wunder, dass die Blue Chips der Reisebranche fast alle zu Midocos Kunden zählen.“ Zumal das Unternehmen seit 2019 gezeigt hatte, dass es auch anorganisch erfolgreich wachsen kann. Mit dem Zukauf der Schweizer Umbrella AG kam das Produkt „Faces“ hinzu, mit dem Profile von Reisenden verwaltet werden können. So kann zum Beispiel die Vielflieger- oder Hotelbonusnummer hinterlegt werden, ob jemand einen Fenster- oder Gangplatz im Flugzeug bevorzugt oder welche Zimmerkategorie üblicherweise gebucht werden soll. Faces wächst dynamisch. Tim Feld: „Zum Closing der Transaktion haben wir 10 Millionen Profile gefeiert. Heute, wenige Monate später, sind wir bei über 11 Millionen Profilen angelangt.“
Flexibles Ertragsmodell
Dieses Wachstum wirkt sich auch finanziell unmittelbar aus, denn für jedes einzelne Profil erhält Midoco eine Gebühr. Diese ist unabhängig von der Nutzung. Reisen Mitarbeiter eines Unternehmens nur noch halb so häufig wie in der Vor-Corona-Zeit, trifft das den Faces-Umsatz nicht. Auch im Midoffice-Softwarebereich hat Midoco sein Geschäftsmodell flexibel angepasst. „Während der Corona-Zeit, als faktisch nicht gereist werden konnte, haben wir mit unseren Kunden nach flexiblen Lösungen gesucht“, berichtet Geschäftsführer Steffen Faradi. Mit einer optimierten Mischung aus Ordervolumen und Fixbetrag hat Midoco ein stabiles, ausbalanciertes Ertragsmodell gefunden, das auch Schocks wie Corona übersteht.
Die nächste Wachstumsphase
Marktführer, Technologieführer, erfolgreich diversifiziert – bleibt da noch ausreichend Wachstumsperspektive? „Tatsächlich sind wir nicht der erste externe Eigenkapitalinvestor bei Midoco“, berichtet Tim Feld. Schon zwei Mal waren seit 2016 Private-Equity-Fonds eingestiegen und hatten das Unternehmen weiterentwickelt. So erreichte das Unternehmen die Marktführerschaft und Diversifikation, steuerte anschließend erfolgreich durch die Corona-Krise. „Und wir schreiben jetzt das nächste Wachstumskapitel“, sagt Feld. „Erste Add-on-Akquisitionen zur Stärkung der Positionierung auf dem Kontinent sind in der Prüfung. Danach wollen wir die Internationalisierung vor allem in Richtung Nordamerika vorantreiben. Dazu prüfen wir zuerst einmal aus Deutschland heraus, welches Vorgehen dort optimal ist. Aber es gibt schon ein kleines Team vor Ort, das für uns den Markt bearbeitet. Mit Faces verwalten wir in Nordamerika bereits heute mehr Profile als die beiden größten amerikanischen Wettbewerber zusammen.“
In Zukunft dürfte sich also einiges bewegen bei Midoco. Doch eines ist bemerkenswert stabil geblieben: „Die drei Gründer sind über all die Jahre unverändert in der unternehmerischen Verantwortung. Kontinuität und Veränderungswille zugleich, das ist eine unschlagbare Kombination“, ist Feld überzeugt.