„Eigentlich waren wir bezüglich Dittrich+Co erst sehr zurückhaltend“, erzählt VREP-Geschäftsführer Christian Futterlieb. Schließlich gibt es eine unglaublich hohe Zahl an Kunststoffspritzgießern mit wenig Differenzierungsmerkmalen, weshalb bei schwächerer Konjunktur und niedrigerer Auslastung erheblicher Preiswettbewerb herrscht. Der genauere Blick hat sich jedoch gelohnt, denn DICO ragte deutlich heraus – und zwischenmenschlich passte es von der ersten Begegnung an. „Die Einstellung der Geschäftsführer stimmte einfach“, betont Futterlieb. Die bisherige Führung um Armin Dittrich und Andreas Muschak wird sich zwar im Laufe der nächsten Jahre sukzessive aus dem Unternehmen zurückziehen, dem Unternehmen aber in beratender Rolle eng verbunden bleiben. Zudem ist mit Manfred März bereits ein langjähriger Mitarbeiter als Nachfolger installiert. Ein weiterer Pluspunkt für DICO: Das Unternehmen ist außerordentlich gut geführt. „Ehrlich gesagt gibt es gar nicht mehr so viele Optimierungsmöglichkeiten“, kommentiert Futterlieb. Der Auftragseingang erreicht trotz Corona Rekordzahlen, die Marge liegt deutlich über dem Branchendurchschnitt. Der Ergebnis der Due Diligence war eindeutig: „Selten ein Unternehmen gesehen, das so aufgeräumt ist.“
Zu den Besonderheiten von DICO gehört der hohe Automatisierungsgrad, gepaart mit einer optimalen Prozesssteuerung. DICO fährt im 3-Schicht-Betrieb, auch Samstag und Sonntag wird teilweise vollautomatisiert durchgefahren. Das gelingt nur, weil die Mitarbeiter mitziehen – ein Zeichen für eine gesunde Unternehmenskultur. Weil DICO anders als viele Konkurrenten sich außerdem schon früh bei den Kundengruppen verbreitert hat, ist die Abhängigkeit von der kränkelnden Automotive-Branche überschaubar. Die Autokrise schlug sich aber auch deshalb bei DICO geringer nieder, weil das Unternehmen sich auf Klein- und Mittelserien spezialisiert hat und weniger auf das Massengeschäft. Außerdem haben Möbelbranche und Medizintechnik für einen ordentlichen Nachfrageschub gesorgt. Dank der sehr konservativen Lagerhaltung machen sich die Lieferengpässe, unter der derzeit viele Unternehmen leiden, weniger stark bemerkbar. Das bindet zwar Kapital, zahlt sich aber gerade jetzt aus.
Ein weiterer Vorteil der Schwabmünchner: Sie sind auf komplexe Fertigungen spezialisiert. Dazu sind sie oft schon in der Entwicklungsphase bei den Kunden eingebunden, und es sind daraus viele langjährige Beziehungen entstanden. Kundenbeziehungen von mehr als 10 Jahren sind für DICO keine Seltenheit. Der Großteil der Wettbewerber hingegen ist auf Massenware, die deutlich einfacher in der Herstellung ist, ausgerichtet. Da ist es schwierig, überhaupt auskömmliche Margen zu erzielen.
Genau dieser Umstand macht es für DICO zur Herausforderung, passende Unternehmen zu identifizieren, mit denen sich eine kluge Zukaufstrategie umsetzen lässt. Futterlieb: „Ideal wäre ein ähnlich wie DICO aufgestelltes Unternehmen in einer anderen Region.“ Oder eine Spezialisierung im Mikrobereich mit besonders kleinen Kunststoffteilen – als sinnvolle Ergänzung zu DICOs bestehendem Leistungsportfolio. Doch es besteht kein Zeitdruck: „Im Moment konzentriert sich das Unternehmen voll auf Vertrieb und Operations. Das war schon in der Vergangenheit eine Erfolgsformel für wachsende Umsätze bei gleichbleibend starker Marge.“