FACTS: Herr Artmann, Accso konkurriert mit zahlreichen, auch deutlich größeren Dienstleistern im Bereich digitale Transformation. Wie können Sie sich so erfolgreich im Markt behaupten?
JÜRGEN ARTMANN: Als wir vor 15 Jahren Accso gegründet haben, kamen wir aus einem Großunternehmen. So wussten wir, was wir bei Accso anders machen wollten: Es sollte nicht allein um die Gewinnmaximierung gehen. Bei uns sollten Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit ebenso wichtig sein. Wirtschaftlicher Erfolg ist dafür zwar die Basis, aber ohne zufriedene Kunden und Mitarbeiter können Sie nicht nachhaltig erfolgreich sein. Darum haben wir zum Beispiel einen Kununu-KPI.
FACTS: Abgeleitet von Kununu, der Website, auf der Mitarbeiter ihren Arbeitgeber bewerten?
ARTMANN: Ja, da haben wir seit Langem einen Wert von über 4,7 bei 5 möglichen Punkten. Das ist herausragend gut. Zuletzt wurden wir auch als bester IT-Arbeitgeber in Deutschland von Great Place to Work ausgezeichnet. Unsere Mitarbeiter sind ein ganz entscheidender Grund für unseren langjährigen Erfolg. Projekte scheitern nicht an der Technik, sondern an mangelnder Kommunikation oder anderen menschlichen Faktoren.
FACTS: Was schätzen Ihre Mitarbeiter denn an Accso?
ARTMANN: Darauf gibt jeder eine eigene Antwort. Aber ein wichtiger Baustein dürfte die Unternehmensorganisation sein. Wir haben unsere etwa 300 Mitarbeiter in Teams aufgeteilt, keines größer als 30 Personen. Diese Teams können vieles autonom entscheiden – auch, welche Kunden sie haben möchten oder nicht.
FACTS: Wie stellen Sie dabei sicher, dass nicht jedes Team macht, was es will?
ARTMANN: Es gibt natürlich schon ein Alignment, damit das Gesamtinteresse des Unternehmens nicht verloren geht. Aber es ist klar definiert, was Teams oder ihre Teamleiter entscheiden können und was nicht. Dabei gibt es auch Abstufungen wie „Der Teamleiter lässt sich vom Geschäftsführer beraten, aber entscheidet selbst.“ Da jeder diese Regeln kennt, werden Entscheidungen viel schneller getroffen. So kann ein Berater vor Ort beim Kunden etwas direkt zusagen, statt zwei Wochen lang auf ein O.K. aus dem Top-Management warten zu müssen. Das wissen unsere Mitarbeiter sehr zu schätzen – und unsere Kunden ebenso. Übrigens nicht nur die mittelständischen …
FACTS: Werden die Teams als Profit-Center geführt?
ARTMANN: Klares Nein. Einzig der Gesamterfolg von Accso ist für das monetäre Zielsystem der Mitarbeiter relevant. Das sorgt dafür, dass alle im Sinne des Unternehmens handeln. In unseren „Communities“ tauschen wir uns deshalb auch teamübergreifend über unsere Erfahrungen und Erkenntnisse aus. So profitieren alle von Wissensfortschritten und Erfolgen.
FACTS: Trotzdem steht Accso im Wettbewerb mit Beratungsriesen – die sich auf ganz viele Felder spezialisieren können. Wie kann man da als Mittelständler mithalten?
ARTMANN: Wir sind ein digitaler Maßschneider, der sich auf die Digitalisierung kritischer Geschäftsprozesse fokussiert. Wir machen keine Software für den Wareneingang. Aber wir erstellen die Software, mit der die Deutsche Stiftung Organtransplantation ihre Organspenden organisiert. Oder eine Mediathek für das ZDF. Dafür gibt es keine Standardsoftware, die erstellen wir genau so, wie es der Kunde für sein Geschäft benötigt. Dank ihres Branchen-Know-hows wissen die Teams dabei, worauf es ankommt.
FACTS: Accso ist in der Vergangenheit stark gewachsen – meist um mehr als 20 Prozent im Jahr. Was versprechen Sie sich vom neuen Gesellschafter VR Equitypartner für Ihre weiteren Pläne?
ARTMANN: Bereits vor fünf Jahren haben mein Mitgründer und ich uns über das Thema Nachfolge Gedanken gemacht. Uns war klar, dass weder ein MBO noch eine familieninterne Option passen, also haben wir nach externen Investoren gesucht. Von den rund 90 Angeboten, die wir bekommen haben, hat uns VREP am meisten überzeugt: zum einen sehr professionell, zum anderen dem Mittelstand sehr zugewandt. Außerdem ist VREP flexibel bei der Haltefrist und bei möglichen Zusatzfinanzierungen wie Mezzanine. Da wussten wir: Die sind der richtige Partner für die Nachfolge und die weitere Entwicklung, der zugleich unsere bisherige Firmenkultur respektiert.
FACTS: Gibt es ein konkretes Wachstumsziel für Accso?
ARTMANN: Das heißt bei uns „Accso 500“: Von heute 300 Mitarbeitern wollen wir bis 2027/28 auf 500 wachsen, möglicherweise auch mit der weiteren Internationalisierung unserer Standorte. Unser Standort in Südafrika war hier ein sehr erfolgreicher Anfang.
FACTS: Vielen Dank für das Gespräch!